Kooperation Projekt

(Keine) Zukunft?

Die offizielle Laufzeit der Pionierprojekte endet am 31. Dezember 2013. Von den 22 Projekten haben vier aufgegeben, einem wurde gekündigt, die anderen – auch basis.wissen.schafft e.V. – können bis Ende 2014 weitermachen. 

Die beiden landeseigenen Gesellschaften scheinen sich in ihren bürokratischen Vorstellungen extrem verheddert zu haben: So stolz waren sie auf ihr Pionierauswahlverfahren, weltweit soll es gerühmt worden sein – und dann endet es doch als fade Veranstaltung. Tempelhof Projekt GmbH (TP) und Grün Berlin GmbH (GB) hatten wohl nicht damit gerechnet, dass es bei den Pionieren um richtige Menschen handelt, die Ideen haben, Vorstellungen – und tatsächlich sogar Diskussionsbedarf.

Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt sagte im August im Tagesspiegel, „man [habe] sich alles ’spontan und pionierbezogen vorgestellt […]‘, das sei im Alltag schwierig umzusetzen gewesen. Der „Betreuungsbedarf“ der Nutzer sei hoch, man habe einen „Kümmerer“ abgestellt …“

Nichts wissen, nichts sagen, nicht entscheiden

Zu schade, dass der Kümmerer von diesem Interview anscheinend nichts wusste; noch im Oktober war er sichtlich getroffen, dass man ihn, der doch eigentlich Projektmanager ist, verbal so degradiert hatte.

Er ist sicherlich in keiner leichten Position: Bei den monatlichen Standorttreffen (eine Vorgabe von TP und GB) wollen die Pionier/innen immer was wissen. Warum über den Beginn der Baumaßnahmen nicht informiert wird? Es gebe – entgegen der vertraglichen Vereinbarung – keine rechtzeitige Information, wann größere Veranstaltungen sind. Ob es möglich wäre, einen Raum für die Pioniere im Gebäude zu bekommen? Wann die Verträge verlängert würden, damit wir Sponsoren gewinnen und Finanzierungen beantragen können? Wie viele Lkw übers Feld fahren? Was ist der politische Anspruch an die Pioniere, wo werden wir miteinbezogen, wo begegnet man uns wertschätzend und respektvoll?

Es sind Fragen, die wir seit 2010 stellen – und auf die wir immer die gleiche Antwort bekommen: Ihr wusstet von Anfang an, dass es keine Infrastruktur gibt, dass Dinge lange dauern, das es kein Geld gibt. Deswegen seid Ihr Pioniere.“

Und während TP und GB für sich in Anspruch, in einem permanenten Entwicklungsprozess zu sein, werden die Pionier/innen auf dem Stand von 2010 eingefroren. Das macht nicht wirklich gute Laune. Und die wird auch nicht besser, wenn es beim letzten Standorttreffen heißt: „Ihr seid immer so konfrontativ. Wir können Euch nicht alles hintertragen.“

Qualifizierung, Aufklärung – alles eins

Vier Projekte standen im Sommer auf der Kippe – und wurden zu Qualifizierungsgesprächen eingeladen. In einem Raum mit großartiger Aussicht aufs Feld werden wir in die Mangel genommen. Offiziell heißt es, man wolle wissen, wie das Projekt angenommen werde, wie lebendig es sei und man sich an die Regeln halte. Gefühlt hat es etwas Inquisatorisches. Man wisse gar nicht, was wir machen würden. Warum wir nicht täglich auf dem Feld seien? Warum wir nicht die Öffentlichkeit für alle Pionierprojekte machen würden, wir würden doch was mit Wissen machen. Es war kein Gespräch zwischen Partnern, als die wir in der Öffentlichkeit ja gerne tituliert werden, sondern eine hierarchische Befragung ohne jeden partnerschaftlichen Anteil. Und im Übrigen sei es ja kein Qualifizierungs-, sondern ein Aufklärungsgespräch gewesen.

Später werden wir einen Brief bekommen, dass man uns die Entscheidung in 14 Tagen mitteilen werde. Aber man könne beruhigt sein, die externe Evaluierung entscheide nicht über die Vertragsverlängerung. Das hatte der Senat sogar im Tagesspiegel bekräftigt.

Wenn die Begründung nicht gefällt, dann nehmen wir eine andere

Auch unser Nachbarprojekt, die Arche Metropolis muss sich nochmal qualifizieren aufklären lassen. Sie hatten den ganzen Sommer immer wieder Probleme mit dem Sicherheitsdienst. Man warf ihnen vor, dass auf ihrer Fläche Alkohol getrunken gekifft würde (zeig mir einen Park in Berlin, wo das nicht passiert), dass man dort nachts Parties feiere (der Park wird bei Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen und kontrolliert), dass es zu Gewalt gekommen sei etc.

Am 14. Oktober kommt das Protokoll des September-Standorttreffens. Damals war noch keine Entscheidung getroffen, es ging um andere Themen als die Vertragsverlängerung. In einem lapidaren Satz teilt der Projektmanager mit, dass die Arche kein „Angebot zur Vertragsverlängerung“ erhalten habe. Die Begründung erfahren wir später: „Grundlage des Evaluierungsprozesses der laufenden Pionierprojekte“.

Wirklich schon, dass das betroffene Projekt seinen Kolleg/innen nicht selbst informieren darf, und auch sehr schön, dass die Begründung so gut mit dem übereinstimmt, was in der Zeitung stand: „Senatsverwaltung gibt Entwarnung: Evaluierung entscheidet nicht über Vertragsverlängerung.“

Das ist natürlich peinlich für die stadt- und landeseigenen Gesellschaften TP und GB. Später wird es dann heißen, das Pionierprojekt habe sich unpartnerschaftlich verhalten und immer wieder gegen seinen Vertrag verstoßen.

Aber, so die Antwort auf ein Protestschreiben gegen die Arche-Kündigung, man fühle sich einer transparenten und partnerschaftlichen Kommunikation verpflichtet. Deswegen habe man die Entscheidung schon im September-Protokoll vermerkt habe (obwohl sie da noch gar nicht getroffen war – Anm. d. Autorin).

Wenn das die neue Form von Transparenz und Partnerschaft ist, weiß ich nicht, ob ich dabei bin.