Seit Monaten versuchen wir Pionier/innen eine klare Aussage von den landeseigenen Gesellschaften Grün Berlin GmbH und Tempelhof Projekt GmbH zu bekommen, wie es mit unseren Projekten weitergeht.
Wir alle wissen zwar, dass unsere Verträge Ende 2013 auslaufen, doch immer wieder wurde die Hoffnung geschürt, dass sie bis mindestens Ende 2014, vielleicht sogar bis 2015 verlängert werden.
Sei Pionier – sei auf dem Tempelhofer Feld – sei Berlin
Alle Pionierprojekte sind Multiplikatoren und Informanten für die Besucher/innen und Besucher des Felds. Wir präsentieren nicht nur unsere eigenen Projekte, sondern erzählen über die Geschichte des Felds, über Stadtentwicklung, über die Pläne des Senats. Wir geben Wissen weiter, wir sind Schnittstelle. Wir repräsentieren Berlin. Und das würden wir auch gerne weitermachen.
Das kostet Geld. Geld, das wir werben müssen, bei Sponsoren, bei Förderern, bei Stiftungen. Dazu braucht es Planungssicherheit. Die aber bleibt aus.
Morgen, morgen, nur nicht heute …
Bis jetzt, Mitte Juli, weiß kein Pionierprojekt, ob sein Vertrag und wenn ja, zu welchen Konditionen verlängert wird.
Man wolle erstmal die Evaluation durch den Senat abwarten und dann entscheiden, mit wem es weitergehe, heißt es von Seiten der Gesellschaften. Klar zu sein scheint, dass man nicht mehr alle Pioniere dabei haben will. Man werde noch vor Ende des Sommers mit den vier Wackelkandidaten sprechen und überlegen, wie es weitergeht.
In einem Bericht des Tagesspiegel vom 19. Juli 13 heißt es: „Die Pioniernutzung war (Hervorhebung der Autorin) für den Senat ein Experiment.“ War? Heißt es, das Experiment ist beendet – und keiner weiß davon?
Total spontan
Die Zeitung schreibt weiter, dass Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt sich das mit den Pionieren wohl anders vorgestellt habe, „mehr spontan und pionierbezogen … das sei im Alltag schwierig umzusetzen gewesen.“
Hallo? Jeglicher Anflug von Spontaneität und Pionierbewusstsein wurde schnellstmöglich von Grün Berlin und Tempelhof Projekt unterbunden. Dies müsse erst abgesprochen werden, das werde man prüfen, jenes würde gar nicht gehen. Unsere Container einfach streichen? Auf keinen Fall. Erst müsse eine Ausschreibung erfolgen, um eine einheitliche Corporate Identity zu entwickeln. Danach hätten wir uns zu richten. Die gibt es bis heute nicht, aber streichen dürfen wir auch nicht.
Überhaupt Container: Spontan einen standardisierten 20-Fuß-Container aufstellen? Geht gar nicht. Da muss erst ein Bauantrag her mit Unterschrift eines zertifizierten Architekten. Gleiches gilt für Beete, Jurten und alles andere. Dann werden die Anträge gesammelt, geprüft und ans Bauamt weitergegeben. Geht schnell, dauert nur ungefähr drei Monate.
Solarmodule? Bitte schreiben Sie einen erweiterten Bauantrag. In diesem Fall allerdings war das Bauamt auf Pionierseite und teilte uns ganz spontan telefonisch mit, dass lt. Berliner Bauordnung keine Baugenehmigung für Solarmodule nötig ist, also auch nicht beantragt werden muss.
Wertschätzung? Fehlanzeige
Und auch das steht in der Zeitung: „Der „Betreuungsbedarf“ der Nutzer sei hoch, man habe einen „Kümmerer“ abgestellt, der bei Genehmigungen helfen soll.“
Genehmigungen, ja, das war anfangs ein Problem. Inzwischen haben alle Pionierprojekte ihre Genehmigungen. Neue Pioniere, denen etwas genehmigt werden müsste, wird es vorerst nicht geben. Das vielgerühmte, bundesweit einzigartige Auswahlverfahren wurde ausgesetzt. Darum muss man sich also nicht mehr kümmern.
Auch aus dem Betreuungsalter sind wir heraus. Wir sind erwachsen, einige sogar schon länger, wir arbeiten alle außerhalb unserer Projekte, verdienen Geld. Uns hätte es gereicht, wenn man uns, unsere Ideen, unsere Konzepte, für die wir als Pionier/innen ausgewählt wurden, geachtet und gewertschätzt hätte. Auch und gerade auf politischer Ebene. Die aber schwebt in anderen Sphären und will mit den Pionieren nichts zu tun haben. Vielleicht wissen die Abgeordneten aber auch gar nicht, wer da was auf dem Feld macht.
Wir sind weder Spinner noch Störenfriede. Wir sind angetreten mit der Vision, an der „partizipativen Stadtentwicklung mitzuwirken.“ Wir wollten gemeinsam dazu beitragen, dass das Tempelhofer Feld etwas Einzigartiges wird. Und das wollen wir immer noch. Schade, dass das den Senat nicht interessiert.
Denn sie wissen nicht, was wir tun?
Unser Projekt, der Wissenschaftsladen basis.wissen.schafft e.V., wurde 2011 von der damaligen Senatorin Junge-Reyer ebenso gelobt wie von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Die Projektleiterin der Tempelhof Projekt GmbH sah sogar eine mögliche Zusammenarbeit mit der ZLB, in der unser geplantes Haus des Wissen eingebunden sein könnte.
Vor vier Wochen haben wir, in Kooperation mit den Studenten der HTW, nach einjähriger Planung Solarmodule installiert und präsentieren damit den ersten energieautarken Wissenscontainer auf dem Tempelhofer Feld. Geplant ist, den Container über den Winter auf dem Feld zu lassen, um den Energieverbrauch zwischen Oktober und März zu dokumentieren. Das könnte Grundlage für eine Bachelorarbeit sein.
Vor wenigen Tagen haben wir gehört, dass wir eins der vier Projekte sind, mit denen man nicht unbedingt weitermachen möchte. Die Begründung: Man wisse nicht, was wir eigentlich machen, und im vergangenen Jahr seien wir ja auch gar nicht auf dem Feld gewesen.
Die, die jetzt mit uns ein Qualifizierungsgespräch führen wollen, sind dieselben Leute, die vor fünf Monaten lange mit uns zusammengesessen haben. Damals hieß es Orientierungsgespräch, und es ging um unsere Visionen. Um das, was wir 2013 machen wollen, was wir uns für die Jahre danach vorstellen können. Aber auch, warum wir 2012 keinen Container auf dem Feld hatten (es lag am schnöden Mammon, der fehlte). In dem mehrere Seiten umfassenden Protokoll steht alles geschrieben, und gemeinsam haben wir überlegt, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es gibt, wenn die zentrale Landesbibliothek steht (s.o.). Alles Schall und Rauch?
[Katrin Schwahlen]
Nachtrag Anfang August: Lt. Marion Platta (umweltpoltische Sprecherin Die Linke und MdA) werden alle Pachtverträge bis Ende 2014 verlängert. Mit vier Projekten müsse noch gesprochen werden. Der Wissenschaftsladen ist eins davon.
Seit Monaten versuchen wir Pionier/innen eine klare Aussage von den landeseigenen Gesellschaften Grün Berlin GmbH und Tempelhof Projekt GmbH zu bekommen, wie es mit unseren Projekten weitergeht.
Wir alle wissen zwar, dass unsere Verträge Ende 2013 auslaufen, doch immer wieder wurde die Hoffnung geschürt, dass sie bis mindestens Ende 2014, vielleicht sogar bis 2015 verlängert werden.
Sei Pionier – sei auf dem Tempelhofer Feld – sei Berlin
Alle Pionierprojekte sind Multiplikatoren und Informanten für die Besucher/innen und Besucher des Felds. Wir präsentieren nicht nur unsere eigenen Projekte, sondern erzählen über die Geschichte des Felds, über Stadtentwicklung, über die Pläne des Senats. Wir geben Wissen weiter, wir sind Schnittstelle. Wir repräsentieren Berlin. Und das würden wir auch gerne weitermachen.
Das kostet Geld. Geld, das wir werben müssen, bei Sponsoren, bei Förderern, bei Stiftungen. Dazu braucht es Planungssicherheit. Die aber bleibt aus.
Morgen, morgen, nur nicht heute …
Bis jetzt, Mitte Juli, weiß kein Pionierprojekt, ob sein Vertrag und wenn ja, zu welchen Konditionen verlängert wird.
Man wolle erstmal die Evaluation durch den Senat abwarten und dann entscheiden, mit wem es weitergehe, heißt es von Seiten der Gesellschaften. Klar zu sein scheint, dass man nicht mehr alle Pioniere dabei haben will. Man werde noch vor Ende des Sommers mit den vier Wackelkandidaten sprechen und überlegen, wie es weitergeht.
In einem Bericht des Tagesspiegel vom 19. Juli 13 heißt es: „Die Pioniernutzung war (Hervorhebung der Autorin) für den Senat ein Experiment.“ War? Heißt es, das Experiment ist beendet – und keiner weiß davon?
Total spontan
Die Zeitung schreibt weiter, dass Grün-Berlin-Chef Christoph Schmidt sich das mit den Pionieren wohl anders vorgestellt habe, „mehr spontan und pionierbezogen … das sei im Alltag schwierig umzusetzen gewesen.“
Hallo? Jeglicher Anflug von Spontaneität und Pionierbewusstsein wurde schnellstmöglich von Grün Berlin und Tempelhof Projekt unterbunden. Dies müsse erst abgesprochen werden, das werde man prüfen, jenes würde gar nicht gehen. Unsere Container einfach streichen? Auf keinen Fall. Erst müsse eine Ausschreibung erfolgen, um eine einheitliche Corporate Identity zu entwickeln. Danach hätten wir uns zu richten. Die gibt es bis heute nicht, aber streichen dürfen wir auch nicht.
Überhaupt Container: Spontan einen standardisierten 20-Fuß-Container aufstellen? Geht gar nicht. Da muss erst ein Bauantrag her mit Unterschrift eines zertifizierten Architekten. Gleiches gilt für Beete, Jurten und alles andere. Dann werden die Anträge gesammelt, geprüft und ans Bauamt weitergegeben. Geht schnell, dauert nur ungefähr drei Monate.
Solarmodule? Bitte schreiben Sie einen erweiterten Bauantrag. In diesem Fall allerdings war das Bauamt auf Pionierseite und teilte uns ganz spontan telefonisch mit, dass lt. Berliner Bauordnung keine Baugenehmigung für Solarmodule nötig ist, also auch nicht beantragt werden muss.
Wertschätzung? Fehlanzeige
Und auch das steht in der Zeitung: „Der „Betreuungsbedarf“ der Nutzer sei hoch, man habe einen „Kümmerer“ abgestellt, der bei Genehmigungen helfen soll.“
Genehmigungen, ja, das war anfangs ein Problem. Inzwischen haben alle Pionierprojekte ihre Genehmigungen. Neue Pioniere, denen etwas genehmigt werden müsste, wird es vorerst nicht geben. Das vielgerühmte, bundesweit einzigartige Auswahlverfahren wurde ausgesetzt. Darum muss man sich also nicht mehr kümmern.
Auch aus dem Betreuungsalter sind wir heraus. Wir sind erwachsen, einige sogar schon länger, wir arbeiten alle außerhalb unserer Projekte, verdienen Geld. Uns hätte es gereicht, wenn man uns, unsere Ideen, unsere Konzepte, für die wir als Pionier/innen ausgewählt wurden, geachtet und gewertschätzt hätte. Auch und gerade auf politischer Ebene. Die aber schwebt in anderen Sphären und will mit den Pionieren nichts zu tun haben. Vielleicht wissen die Abgeordneten aber auch gar nicht, wer da was auf dem Feld macht.
Wir sind weder Spinner noch Störenfriede. Wir sind angetreten mit der Vision, an der „partizipativen Stadtentwicklung mitzuwirken.“ Wir wollten gemeinsam dazu beitragen, dass das Tempelhofer Feld etwas Einzigartiges wird. Und das wollen wir immer noch. Schade, dass das den Senat nicht interessiert.
Denn sie wissen nicht, was wir tun?
Unser Projekt, der Wissenschaftsladen basis.wissen.schafft e.V., wurde 2011 von der damaligen Senatorin Junge-Reyer ebenso gelobt wie von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Die Projektleiterin der Tempelhof Projekt GmbH sah sogar eine mögliche Zusammenarbeit mit der ZLB, in der unser geplantes Haus des Wissen eingebunden sein könnte.
Vor vier Wochen haben wir, in Kooperation mit den Studenten der HTW, nach einjähriger Planung Solarmodule installiert und präsentieren damit den ersten energieautarken Wissenscontainer auf dem Tempelhofer Feld. Geplant ist, den Container über den Winter auf dem Feld zu lassen, um den Energieverbrauch zwischen Oktober und März zu dokumentieren. Das könnte Grundlage für eine Bachelorarbeit sein.
Vor wenigen Tagen haben wir gehört, dass wir eins der vier Projekte sind, mit denen man nicht unbedingt weitermachen möchte. Die Begründung: Man wisse nicht, was wir eigentlich machen, und im vergangenen Jahr seien wir ja auch gar nicht auf dem Feld gewesen.
Die, die jetzt mit uns ein Qualifizierungsgespräch führen wollen, sind dieselben Leute, die vor fünf Monaten lange mit uns zusammengesessen haben. Damals hieß es Orientierungsgespräch, und es ging um unsere Visionen. Um das, was wir 2013 machen wollen, was wir uns für die Jahre danach vorstellen können. Aber auch, warum wir 2012 keinen Container auf dem Feld hatten (es lag am schnöden Mammon, der fehlte). In dem mehrere Seiten umfassenden Protokoll steht alles geschrieben, und gemeinsam haben wir überlegt, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es gibt, wenn die zentrale Landesbibliothek steht (s.o.). Alles Schall und Rauch?
[Katrin Schwahlen]
Nachtrag Anfang August: Lt. Marion Platta (umweltpoltische Sprecherin Die Linke und MdA) werden alle Pachtverträge bis Ende 2014 verlängert. Mit vier Projekten müsse noch gesprochen werden. Der Wissenschaftsladen ist eins davon.